Dienstag, 18. Juni 2013

Steckbrief Borretsch - auch Pflanzen haben Haare

Borretsch...komischer Name, oder? Erinnert irgendwie an eine russische Suppe, ist aber eine Pflanze. Gesät habe ich ihn, weil er wunderschöne Blüten tragen soll, die man essen kann.  Auffallend sind die extrem dicken Samen aus denen dann extrem dicke Stängel wachsen. Die Babyblätter sind zunächst samtig und weich und in genau diesem Zustand sollte man sie auch verzehren. Sie schmecken gurkig, säuerlich und - wie ich finde - ein bisschen nach Fisch. Wenn die Blätter größer werden, schmecken sie streng und sind wirklich nicht mehr zu empfehlen. Borretsch gehört zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae) und deshalb werden aus den samtigen kleinen Borretschpflanzen große, behaarte Borstengewächse. Die Pflanzenstängel kann man kaum noch anfassen ohne gepiekst zu werden. Sie sehen dann aus wie behaarte Männerbeine in Grün.

Aussaat
Borretsch ist einjährig. Die Pflanze ist sehr keimfähig, weshalb man nicht zu viele aussäen sollte, da sie bis zu 80 cm hoch wird. JEDES Samenkorn hat bei mir gekeimt. Deshalb habe ich viele verschenkt ("Borretsch? Ja, nehm ich gern aber was ist das?"). Er ist ein Dunkelkeimer und wird mit einem Abstand von ca. 50 cm ausgesät. Dies ist auf dem Balkon nicht immer möglich und funktioniert erfahrungsgemäß mit einem Abstand von 15 cm. Engagierte Borretschfans stärken die engstehenden Pflanzen mit Brennesselsud gegen Blattläuse.

Standort
Da ich so viele Pflanzen hatte, konnte ich auch verschiedene Standorte ausprobieren. In der Sonne werden sie groß und kräftig, im Halbschatten und Schatten bleiben sie klein und mickrig und blühen nicht. Empfehlenswert ist ein tiefer Topf (mind. 20cm), der gut gegossen werden sollte.

Pflege
Die Pflanze ist sehr bodenständig. Versetzen kann man sie nur im jungen Zustand, denn sie lassen aufgrund ihrer tiefen Pfahlverwurzelung sonst die Köpfe hängen. Selbst im jungen Zustand führte das sehr vorsichtige Versetzen bei mir schon zu traurigen Pflanzen. Ansonsten ist Borretsch wirklich - bis auf das Gießen - anspruchslos.

Mischkultur
Borretsch sollte mit niedrigen Pflanzen zusammen gepflanzt werden, weil er große Pflanzen verdrängt. Spinat, Erdbeeren, Kohl, Salat und Kohlrabi sind gut. Bei mir steht er mit Lavendel und Glockenblume und verträgt sich gut mit ihr. Er bildet Saponine. Das ist eine schaumige, seifenartige Lösung, die zur Abwehr von Pilz- und Fremdorganismen zuständig ist. Diese stärken auch andere Pflanzen. Borretsch ist also eine verträgliche Pflanze.

Wissenswertes
Schon in der Antike wurde das Kraut gegen Melancholie und Depressionen eingesetzt, weshalb man Borretsch auch "Wohlgemutsblume" nennt. Die Herkunft des Namens ist umstritten. So könnte er vom keltischen Namen borra (Mut) stammen oder aus dem lateinischen borra (Gewebe aus rauer Wolle). Das Letztere finde ich besonders passend.

Borretsch ist eine typische Pflanze für Bauern- und Klostergärten. Wer also ein bisschen Bauern - und Klosterflair auf seinem Balkon vermisst und gleichzeitig Pflanzenhaarfetischist ist, sollte sich für diese nach Gurke und Fisch schmeckende Pflanze entscheiden.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen